Projekt 3: Inszenierendes Lesen

Zur Methode des inszenierenden Lesens

Theatertexte gelten als schwieriger Lerngegenstand. Ein Grund dafür liegt in der gängigen Trennung von Lektüre und Inszenierung, die häufig zu Frustrationen bei den Lernenden und Ratlosigkeit bei den Lehrkräften führt. Gewöhnlich werden Dramen daher vornehmlich in der Oberstufe des Gymnasiums eingesetzt und auf diese Weise vielfältige Lernchancen verschenkt, die sich aus der Arbeit mit theatralen Texten in allen Schulstufen und Schulformen ergeben. Dazu gehört die Förderung der Leseartikulation, des Textverstehens, die Stärkung der Sprechpersönlichkeit und der Ausbau literarischer Kompetenzen. Die Arbeit mit theatralen Texten ermöglicht produktive Wechselwirkungen zwischen Embodiment, stimmlicher Gestaltung und kognitiver Sprachverabeitung und kann so zu nachhaltigen Lernerfahrungen führen. Um diese Ressourcen zu erschließen, bedarf es einer grundlegenden Transformation der Lesepraktiken beim Umgang mit Dramentexten. Was das konkret für den Unterricht bedeutet und welche didaktischen Konsequenzen sich daraus ergeben, wird in dem Band „Gegenstimmen“ (2017) erläutert. Er beruht auf Ergebnissen eines mehrjährigen Entwicklungsprojekts und führt anhand von Unterichtsvorschlägen zu ausgewählten Szenen aus Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ in das Konzept des inszenierenden Lesens ein. Ausgangspunkt des Konzepts ist die Grundannahme, dass die Körperlichkeit des theatralen Lesens den Schlüssel für das Verstehen dramatischer Texte liefert. Im Mittelpunkt steht der Einsatz einfacher Formen des lauten und leisen Lesens, des Lesens für sich und in der Gruppe, der spontanen und der reflektierten Lektüre, die unterschiedliche Zugänge zur Theatralität des Textes eröffnen. Das Konzept kann in allen Schulstufen und Schulformen eingesetzt werden.

 

Ergebnisse

Ergebnisse des didaktischen Entwicklungsprojekts können in dem 2017 veröffentlichten Band „Gegenstimmennachgelesen werden. Auszüge aus dem Buch finden sich hier:

  • Inhaltsverzeichnis (hier)
  • Einleitung S. 1–5 (hier)
  • Kapitel I: Theatralität und Text S. 6–29 (hier)

 

Publikationen

  • Gegenstimmen. Eine Dramendidaktik. Mit Leseübungen zu Szenen aus Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 2017. (Informationen zu dem Buch finden Sie hier)
  • Die intermediale Lektüre. Wege zur Inszenierung im Text. In: Marion Bönnighausen und Gabriela Paule (Hg.): Theater intermedial. Schriftenreihe Jahrbuch Medien im Deutschunterricht. München 2009. S. 67–82.
  • Textsystem und Inszenierung. Zu einer Szene aus Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“. In: Hans Lösener: Zwischen Wort und Wort. Interpretation und Textanalyse. Paderborn: Fink 2006. S. 193–257.